Netto Null ist Fleissarbeit

Auf dem Weg zur angestrebten Klimaneutralität sind viele Bestandsbauten veritable Stolpersteine. Ihre energetische Sanierung ist der Schlüssel zu einem vollständig dekarbonisierten Gebäudepark.

Insbesondere institutionelle Immobilieneigentümer sind aufgefordert, ihre Bestrebungen in Richtung eines klimaneutralen Gebäudeparks transparent zu machen. Denn ein knappes Viertel der Gesamtemissionen werden hierzulande durch den Gebäudesektor verursacht. Mehr als 110'000 Gebäude mit mehr als sechs Wohnungen wurden gemäss Bundesamt für Statistik in der Nachkriegszeit bis 1990 erstellt. Aufgrund ihrer weiten Verbreitung spielen sie eine entscheidende Rolle in der Dekarbonisierung des Gebäudeparks. Sie verbrauchen typischerweise drei- bis sechsmal mehr Warme als Neubauten. Zudem werden diese Gebäude fast ausschliesslich mit fossiler Warme versorgt, was gegenüber Neubauten mehr als zehnmal so hohe Treibhausgas-Emissionen erzeugt. Deshalb müssen bei einer Transformation des Gebäudeparks zu Netto Null diese ineffizienten, fossil versorgten Gebäude, deren Dekarbonisierung sich einfach skalieren lässt, im Fokus stehen.

Ein Beispiel aus der Praxis

Ein gelungenes Beispiel für eine energetische Sanierung sind die vier Gebäude am David-Hess-Weg in Zürich. Die 1949 in Massivbauweise erstellten Mehrfamilienhäuser mit 23 Wohneinheiten entsprechen dem oben erwähnten Gebäudetyp. Die Liegenschaften wurden bereits 1996 mit neuen Fenstern und einer Aussendämmung ausgerüstet, was den Energiebedarf deutlich reduziert hat. Derzeit werden die in die Jahre gekommenen Ölheizungen im bewohnten Zustand durch Wärmepumpen ersetzt. Die Wärmepumpen beziehen ihre Energie aus Erdwärmesonden und einen relevanten Teil des Stroms aus den Photovoltaikanlagen auf den Dächern, die zeitgleich realisiert werden. Damit wird erreicht, dass das neue Energiesystem im Betrieb keine CO2-Emissionen mehr verursacht. Ein Anschluss an ein Fernwärmenetz wurde ebenfalls diskutiert, konnte aber aus terminlichen Gründen nicht realisiert werden, da der Austausch der Heizung nicht weiter aufgeschoben werden konnte und das Fernwärmenetz noch nicht bereit ist. Der Strom aus der Photovoltaikanlage fliesst aber nicht nur in die Heizung, auch die Mieter profitieren: Der Strom vom Dach ist günstiger als der des örtlichen Energieversorgers.

In vier Schritten zu Netto Null

Der Mehrwert einer energetischen Sanierung für Wohneigentümer und Mieter liegt auf der Hand, und die Grundlagen der Transformation sind vorhanden. Nun gilt es, mit adäquaten Mitteln den Weg zum Netto-Null-Gebäudepark zu ebnen:

1) Sensibilisierung

Sensibilisierung der Bauherren bezüglich der Relevanz der Lebenszyklusbetrachtung. Die tiefen Betriebskosten von erneuerbaren Energien müssen mit der konsequenten Anwendung der Lebenszyklusbetrachtung den höheren Investitionskosten gegengerechnet werden. Den Fokus einzig auf die Investitionskosten zu legen, ist irreführend. Eine ökonomisch optimierte Sanierung zahlt sich über den Lebenszyklus betrachtet für den Eigentümer in den meisten Fällen aus.

2) Zusammenarbeit

Neue Zusammenarbeitsmodelle für effizientere und rentablere Projekte. Der bestehende, in einzelne Fachbereiche aufgeteilte Planungs- und Bauablauf wird dem Anspruch an ein modernes Gebäude nicht gerecht und lässt den Betrieb weitgehend ausser Acht. Das Werkgruppen-Modell ist zielführender. Es ermöglicht einer projektspezifisch zusammengestellten Arbeitsgemeinschaft mit unterschiedlichen Kompetenzen, dem Bauherrn ein verbindliches und gesamtheitliches Angebot zu unterbreiten, ihn durch das Projekt zu begleiten und auch im Betrieb zur Verfügung zu stehen. Ein wesentliches Element ist hierbei der aktive und konstruktive Erfahrungsaustausch unter den ausführenden Unternehmen. Davon profitieren alle Teilnehmenden.

 

3) Digitalisierung

Nutzung der Digitalisierung. Sie ermöglicht eine einfache Datenerhebung mit darauf basierenden Entscheidungen über den gesamten Lebenszyklus hinweg. Im Bestand können verfügbare Daten mit Benchmarking kombiniert werden, um Massnahmen zu entwickeln und Varianten zu bewerten. Im Bauprojekt gilt es, die Weichen richtig zu stellen, um im späteren Regelbetrieb Transparenz und schnell verfügbare Informationen aufzubereiten. Dabei wird mit BIM4FM der qualitative Mehrwert aus dem BIM-Bauprojekt in den Betrieb überführt. Beides ermöglicht dem Immobilieneigentümer ein Reporting mit einem schlanken Prozess. Er kann sich auf strategische Kontroll- und Interventionstätigkeiten fokussieren, statt Datenfriedhofe zu bewirtschaften.

 

4) Abwicklungsmodelle

Neue Angebote der Industrie. Für eine vereinfachte Umsetzung der Sanierung müssen neue Geschäftsmodelle entwickelt werden, die obiges vereinen und gleichwohl lukrativ für Eigentümer sowie Ausführende sind. Der Weg führt über die Industrialisierung der Prozesse und Produktion der Sanierung. Dazu gehören auch neue Betriebsmodelle, die dem Bauherrn ein «Rundum- sorglos-Paket» anbieten, die aber nicht erst nach der Anlagenerstellung starten, sondern bereits direkt in der Konzeptphase.

Mit den hier beschriebenen Mitteln ist es allen Marktteilnehmern möglich, die Dekarbonisierung des Schweizer Gebäudeparks entscheidend voranzubringen. Die Gebäude aus den 1950er- bis 1980er-Jahren sind dabei das Zünglein an der Waage. Ihre energetische Sanierung bedeutet viel Fleissarbeit. Doch wir verfügen längst über die notwendigen Technologien und wissen, wie wir aus wirtschaftlicher und auch aus sozialer Sicht vorgehen müssen. Worauf warten wir also?

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